Beitragende

Montag, 19. September 2011

Budo-Meeting (3/6) - Bodenkampf

Achtung: Erst Teil 1 und Teil 2 lesen!

Noch völlig aufgewühlt von der Hapkido-Session traf ich mich mit Melanie in der großen Halle zum Bodenkampf. Den Trainer kannten wir schon vom Aufwärmtraining. Während Melanie sich schon auf das Schlimmste gefasst mache, schwörte ich noch darauf: Das wird bestimmt toll, der Trainer ist doch nett!
Ich freute mich wahnsinnig darauf mit einem Partner über die Matte zu kugeln und zu lernen, wie man einen Angreifer effektiv wieder von sich herunter und dann fixiert bekommt.
Schon zehn Minuten später fluchte ich über meine Entscheidung diese Trainingseinheit gewählt zu haben.

In der Halle war eine Mattenfläche von ca. 12x8 Metern ausgelegt. Wir mussten entlang der langen Mattenbahn Purzelbäume, Rückwärtsrollen, Kopfstand, vom Kopfstand in den Handstand und Kombinationen daraus üben. Wer diesen Blog oder mich kennt, mag ahnen, dass das für mich der Super-GAU ist. Noch vor einem Jahr hätte ich vermutlich die Halle verlassen. Aber zum Glück ist seit kurzem ja diese lähmende Angst bei Rollen wenigstens verschwunden. Es bleibt nur noch eine tiefe Abneigung dagegen und Unvermögen. Also quälte ich mich dadurch. Mit jeder verstreichenden Minute wuchs mein Unmut.
Ganze 45 Minuten kugelten wir durch die Halle. Mir war schon total schwindelig, nach jeder Bahn sich wieder zu überwinden noch mal zurück zu rollen war furchtbar.
Ich muss wirklich unbedingt mal Rückwärtsrollen üben, das klappt nämlich überhaupt nicht.
Gerechterweise muss man sagen, dass ich zwischendurch immer mal wieder kleine Erfolge erzielte. Leider waren diese noch nicht reproduzierbar.
Zum Beispiel schaffte ich es einmal fast (und das war für meine Begriffe schon ein riesiger Fortschritt), aus dem Kopfstand nach hinten in die Brücke überzuschlagen, ohne auf dem Rücken zu landen.
Darüber war ich so begeistert, dass ich es danach kein einziges mal mehr schaffte...

Irgendwann begannen wir dann endlich mit den echten Techniken. Wir machten verschiedene Würge- bzw. Halsschlagaderabdrück-Techniken. Das war zwar spannend, aber auch schwerer als gedacht, die richtige Stelle am Hals zu treffen. Ich war froh, dass ich mit Melanie trainierte. Das war nichts wobei ich gern einen Fremden an meinen Hals gelassen hätte.
Der Trainer kam irgendwann vorbei und überprüfte, ob wir alles richtig machten. Ich lag gerade unten, er entdeckte einen Fehler bei Melanie und stieg über mich, kniete sich neben meinen Kopf, blickte auf mich herunter und sagte vertrauenserweckenderweise: „Jetzt bist du dran!“, während er sich über mich beugte.
Naja, Trainer ist Trainer und genießt bei mir grundsätzlich einen Vertrauensvorschuss, also blieb ich liegen und ließ den Panik-Modus abgeschaltet, legte aber meine Hand schon mal in eine für den Trainer gut sichtbare Position, damit er auch wirklich mein Abklopfen mitbekommen würde. Dann drehten sich seine Fäuste in meinen Hals und meine Hand klopfte ohne mein bewusstes Zutun ab. Sehr unangenehm, das!
Aber Melanie hatte was gelernt und traf danach zielsicher die richtige Stelle ;-)

Zum Schluss sollten wir uns einen anderen Partner suchen, uns Rücken an Rücken setzen und auf ein Kommando uns aufeinanderstürzen um den Gegner am Boden „festzupinnen“.
Ich bekam als Partner einen Schwarzgurt, ca. 40, offensichtlich im Bodenkampf und SV erfahren - wir kannten uns nämlich schon vom Modl-Lehrgang.
Als wir Rücken an Rücken auf das Signal warteten, kroch plötzlich eine ängstliche Nervosität in mir hoch. Dann kam das Signal. Witzigerweise sprangen wir einmal kurz aufeinander zu und saßen dann aber kurz von Angesicht zu Angesicht voreinander. Dann stürzte ich mich auf ihn, in dem selben Moment, als er auf mich zu kam. Ich schlug mich ganz gut. Eine kurze Zeit lang dachte ich sogar ich hätte eine Chance. Aus ca. drei-vier Griffen konnte ich mich rauswinden, aber ich scheiterte immer an fehlender Technik und fehlender Masse ihn festzuhalten. Irgendwann hatte ich ihn auf meinem Rücken und traf die falsche Entscheidung: Ich kroch rückwärts und während ich mich den ersten Millimeter bewegte, wusste ich schon: „Das war blöd!“, ich bewegte mich nämlich direkt mit dem Kopf in seine Armbeuge, dort musste er mich nur noch festhalten und zu Boden drücken. Aber ich war doch stolz, dass der Kampf ca. 15 sek gedauert hatte und keine drei.
Aus dem Bodenkampf-Training nahm ich mit: abgeschürfte Füße, Enttäuschung darüber keine „Ringertechniken“ gelernt zu haben, das Gefühl am Boden zu liegen und den Hals zugedrückt zu bekommen und zwei Tage lang Muskelkater sogar beim Atmen.

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